FAQ

Welches ist die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine psychosomatische Erkrankung?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass bei ihnen eine psychosomatische Erkrankung vorliegt, können Sie sich zunächst an ihren Hausarzt wenden. Viele Hausärzte verfügen über eine Weiterbildung in der sog. „psychosomatischen Grundversorgung“. Diese Hausärzte sind sensibilisiert, bei der Ursachensuche für körperliche Symptome auch an eine psychosomatische Erkrankung zu denken. In jedem Fall ist es sinnvoll, dass ihr Hausarzt körperliche Erkrankungen als Ursache der Beschwerden durch die entsprechenden Untersuchungen ausschließt. Alternativ zum Hausarzt können Sie einen Facharzt für Psychosomatische (= Psychotherapeutische) Medizin oder einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie konsultieren. In einigen Städten gibt es auch psychotherapeutische Beratungsstellen. Dort führen ausgebildete Therapeuten Erstgespräche und können Empfehlungen für das weitere Vorgehen, gegebenenfalls auch konkret für geeignete Therapeuten geben.

Was sind „typische“ psychosomatische Krankheitsbilder?

Körper und Psyche sind untrennbar miteinander verbunden. Jeder kennt die Situation, dass es z.B. bei starkem Ärger zu einem beschleunigten Pulsschlag, erhöhten Blutdruck, Schweißausbruch, kommen kann. Typische psychosomatische Krankheitsbilder sind psychische Störungen, die neben den psychischen Symptomen (wie z.B. Angst, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit) körperliche Symptome verursachen, bei denen die körperlichen Untersuchungsbefunde keine Auffälligkeiten ergeben. In der Vergangenheit haben viele Patienten oft jahrelang zahlreiche Ärzte konsultiert, um eine körperliche Ursache für ihre Beschwerden zu finden. Jedes erneute „Sie haben nichts“ führt zu Enttäuschungen bis hin zu Verzweiflung am medizinischen System. Die Situation hat sich mittlerweile deutlich verbessert, da viele Ärzte heute auch an psychischen Ursachen für körperliche Symptome denken. Es kann sein, dass nur körperliche Symptome vorliegen ohne zunächst wahrnehmbare psychische Beeinträchtigungen, die dennoch ausschließlich psychisch bedingt. Psychische Störungen können an nahezu allen Organsystemen auftreten. Häufig sind Schmerzstörungen, für die sich keine körperliche Ursache finden lässt. Ebenfalls häufig sind Symptome im Bereich des Magen-Darm-Traktes, der Atmung, Herzkreislauf, der Sinnesorgane und neurologische Symptome. Bei Depressionen und Angsterkrankungen treten häufig die unterschiedlichsten körperlichen Begleitsymptome auf. Essstörungen, wie zum Beispiel die Magersucht, zeigen sich vorwiegend am Körper, sind in der Regel jedoch rein psychisch bedingt.

Welche Ursachen haben psychosomatische Erkrankungen?

Die Ursachen der psychosomatischen Erkrankungen liegen ausschließlich auf der psychischen Ebene. Umgekehrt finden sich bei organischen Erkrankungen die Ursachen allein auf der körperlichen Ebene. Je nach dem zugrundeliegenden Therapiekonzept gibt es unterschiedliche Erklärungsmodelle für psychosomatische Erkrankungen. Einigkeit besteht weitgehend darin, dass psychische Erkrankungen die Folge von emotionaler Fehlverarbeitung sind. Es handelt sich also um keine Störungen im Denken, sondern im Fühlen. Die Konzepte der Verhaltenstherapie gehen davon aus, dass ungeeignete Verhaltensmuster negative emotionale Erfahrungen verursachen, die zu psychischen und psychosomatischen Symptomen führen. Im therapeutischen Konzept besteht der Ansatz darin, durch eine Veränderung des Verhaltens positive emotionale Erfahrungen zu erleben, die dann zu einem Rückgang der psychischen bzw. psychosomatischen Symptomatik führen. Bei den tiefenpsychologischen Konzepten wird die Ursache in einem ungelösten psychischen Konflikt gesehen, der aus der frühen Lebensgeschichte herrührt und in der Gegenwart verhindert, dass emotionale Erlebnisse adäquat verarbeitet werden können. Auch Reifungsstörungen der Persönlichkeit können in unterschiedlichem Lebensalter zu psychischen Erkrankungen führen.

Was ist eine psychosomatische Klinik?

Psychosomatische Kliniken sind Fachkliniken für psychisch bedingte Erkrankungen, die Behandlung dort besteht aus der Kombination verschiedener psychotherapeutischer Verfahren, die je nach Klinik individuell auf das Störungsbild angepasst werden können. Psychosomatische Kliniken finden sich als eigenständiges Haus, integriert in Allgemeinkrankenhäuser oder als Fachabteilung in einer psychiatrischen Klinik. Typische Krankheitsbilder der Psychiatrie, wie zum Beispiel Schizophrenie, Suchterkrankungen, hirnorganisch bedingte Veränderungen, werden üblicherweise an psychosomatischen Kliniken nicht behandelt. Psychiatrische Krankenhäuser haben für die Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen eigens dafür eingerichtete Psychotherapiestationen.

Wann ist eine vollstationäre, wann eine teilstationäre psychosomatische Behandlung angeraten?

Eine stationäre psychosomatische Behandlung gibt es in Form einer teilstationären Therapie (Tagesklinik) oder im Rahmen eines vollstationären Aufenthaltes. Eine teil- oder vollstationäre psychosomatische Therapie sollte in Erwägung gezogen werden, wenn eine bestehende ambulante Psychotherapie nicht ausreicht. Dieser Fall liegt vor, wenn bei einer ambulanten Psychotherapie keine Besserung oder sogar eine Verschlechterung auftreten. Manchmal erfordert die Schwere der psychischen Störung schon vor einer ambulanten Therapie eine vollstationäre psychosomatische Behandlung. Der Hausarzt oder ein behandelnder Psychotherapeut empfehlen in diesem Fall eine geeignete Klinik veranlassen die Einweisung. Bei schweren Störungen, z.B. bei Selbstmordgefährdung, ist die Behandlung an einer offenen psychosomatischen Einrichtung in der Regel nicht möglich. Hier bedarf es zunächst einer Stabilisierung in dem geschützten Rahmen einer psychiatrischen Station. Eine stationäre psychosomatische Krankenhausbehandlung kann sich danach anschließen. In psychiatrischen Kliniken kann direkt eine Verlegung auf die Psychotherapiestation im Haus erfolgen. Ein weiterer Grund für eine stationäre psychosomatische Behandlung kann darin liegen, dass im Alltag eine zu belastende Lebenssituation besteht, unter deren Einfluss eine Besserung der psychischen Störung nicht möglich ist. Die Herausnahme aus dieser belasten Alltagssituation und die Entlastung von beruflichen sowie privaten Verpflichtungen bei einem stationären Aufenthalt schaffen eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung.

Wie lange dauert eine psychosomatische Krankenhausbehandlung?

Die psychosomatische Krankenhausbehandlung dauert je nach Störungsbild zwischen 6-12 Wochen. Als sogenannte psychosomatische Akutbehandlung bieten einige Kliniken Aufenthalte mit einer Dauer von 3-4 Wochen an. Länger bestehende psychosomatische Störungen erfordern in der Regel 6-8, manchmal bis zu 12 Wochen, Essstörungen 10-14 Wochen, Reifungsstörung der Persönlichkeit auch mehr als 14 Wochen an Therapie. In manchen Kliniken kann die Therapie als vollstationäre Behandlung begonnen und im weiteren Verlauf als teilstationäre Behandlung fortgesetzt werden. Nicht alle psychosomatischen Kliniken verfügen über diese Möglichkeit. Die teilstationäre Behandlung in einer Tagesklinik erfordert eine gewisse räumliche Nähe zum Wohnort, so dass die einfache Fahrzeit nicht mehr als 30-45 Minuten betragen sollte.

Wie wird eine psychosomatische Rehabilitationsbehandlung beantragt?

Die Entscheidung, ob bei Ihnen eine Rehabilitationsbehandlung oder eine psychosomatische Krankenhausbehandlung erforderlich ist, sollte ihr behandelnder Therapeut oder ihr Hausarzt mit Ihnen gemeinsam treffen. Nähere Ausführungen dazu finden Sie hier.

Besteht für die Zeit der teil- oder vollstationären Therapie Arbeitsunfähigkeit?

Ja. Die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit neben einer teil-oder vollstationären psychosomatischen Krankenhausbehandlung würde verhindern, in den therapeutischen Prozess einzutauchen und damit den therapeutischen Erfolg erheblich beeinträchtigen. Aus diesem Grunde besteht eine vollständige Arbeitsunfähigkeit. Bei Einzelunternehmen oder Selbstständigen mit einem kleinen Betrieb lässt sich oft nicht eine 100-prozentige Entlastung erreichen. Hier ist es wichtig, so wenig wie möglich in berufliche Belange einbezogen zu werden und rechtzeitig für eine qualifizierte Vertretung durch Mitarbeiter zu sorgen.